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Alltägliche Produkte umweltfreundlicher machen

Wandel erfordert massiven Umbau industrieller Wertschöpfungsketten - Unternehmen können mit grünen Produkten Wettbewerbsvorteile sichern.
Gabriele Braun | 18.01.2023
© freepik / mara...
 

Einer der Eckpfeiler der Europäischen Kommission für künftigen wirtschaftlichen Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit ist die Verbesserung und der Schutz des Zustands der Umwelt. Die Ziele sind mit dem europäischen Green Deal (1) hoch gesetzt:

  • Der erste klimaneutrale Kontinent bis 2050
  • Mindestens 55 Prozent weniger Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 gegenüber 1990
  • 3 Milliarden zusätzliche Bäume bis 2030

Einen wichtigen Beitrag können heute schon grüne Alltagsprodukte leisten, um klimaneutral zu werden und die Umwelt besser zu schützen. Um Alltagsprodukte grün zu machen, müssten die Treibhausgasemissionen in diesen Produkten stark reduziert werden. Dies ist technisch heute schon machbar – aber nicht für alle Produkte und alle Unternehmen gleichzeitig. Unternehmen, die es schaffen, die langen und komplexen Wertschöpfungsketten, die hinter diesen Produkten stehen, entsprechend umzubauen, werden als Gewinner dieser Transformation hervorgehen. Für die Endkunden könnten die Kosten für grüne Alltagsprodukte in einem optimalen Szenario theoretisch nur um rund 5 bis 10 Prozent in den nächsten Jahren steigen. 

Dies geht aus der Analyse „Making everyday products greener“ der Unternehmensberatung McKinsey & Company (2) hervor. In der Studie wurde für eine große Anzahl von Alltagsprodukten die Wege hin zu grünen Varianten im Detail analysiert. Hierfür wurden alle Wertschöpfungsketten in einem sogenannten digitalen Zwilling 1:1 abgebildet und u.a. hinsichtlich Energieverbrauch und CO2-Emissionen analysiert. 

Bildquelle: McKinsey & Company (3)

Produktion auf erneuerbare Energien umstellen

Um komplexe Alltagsprodukte grün zu machen, ist ein Umbau der Wertschöpfungsketten notwendig: Die Produktion muss auf erneuerbare Energien umgestellt und Bio- oder recycelte Rohmaterialien sind zu verwenden. Jedoch fehlt es heute oft noch am Verständnis für diese Prozessketten – und an verlässlichen Daten: Von verlässlichen Werten für Treibhausgasemissionen an sich über das Know-how, welche Emissionsreduktionsmaßnahmen durchführbar und kostengünstig sind, bis hin zu den Auswirkungen auf ein konkretes Alltagsprodukt. Das Beispiel der McKinsey-Studie zu Sportschuhen zeigt: 60 Prozent aller CO2-Emissionen stecken in den sechs wichtigsten Rohmaterialien, für die über 50 unterschiedliche Arbeitsschritte notwendig sind.  (2)

Beispiele für klimaneutrale und nachhaltige Produktion hat unter anderem die Plattform www.nachhaltigkeitsstrategie.de zusammengestellt. Dort werden Leuchtturmprojekte in Baden-Württemberg vorgestellt.

Rennen mit Gewinnern und Verlierern 

Ein weiteres Studienergebnis der McKinsey-Studie: Der Zugang zu emissionsfreien Rohmaterialien für Alltagsprodukte kann zu einem Nadelöhr werden, weil deren Verfügbarkeit insbesondere bis zum Jahr 2030 kaum mit der Nachfragesteigerung Schritt halten kann – wenn man für die Nachfragesteigerung die europäischen Regierungs- und Unternehmensziele für die Treibhausgasreduktion zugrunde legt. Während das verbindliche EU-Ziel für erneuerbare Energien im Jahr 2030 bei 40 Prozent liegt (derzeit sind es 20 bis 25 Prozent), decken zum Beispiel biobasierte Rohstoffe derzeit weniger als 0,1 Prozent des weltweiten Rohstoffbedarfs für die petrochemische Industrie und werden bis 2030 wahrscheinlich nicht mehr als 5 Prozent erreichen.

Spezielle Rolle für die chemische Industrie

Da Produkte der chemischen Industrie zwei Drittel aller Substanzen ausmachen, die in Alltagserzeugnissen – von Drogerieprodukten über Spielzeuge bis hin zu Schuhen – Verwendung finden, wird die Chemieindustrie als zentraler Akteur und Impulsgeber für die Neugestaltung der Wertschöpfungsketten fungieren müssen. Laut McKinsey (2) kann in Europa die Industrie dafür mit Investitionen von mehr als 200 Milliarden Euro für den Umbau rechnen. Das ist umgerechnet rund viermal der Jahresgewinn aller Chemieunternehmen in Europa.

CO2 und Digital Media

Datenhaltung und -transport werden teuer, Kampagnenziele müssen erfüllt werden. Wie sehen die Herausforderungen im Bereich Media zukünftig aus? Wie kann digitale Werbung nachhaltiger werden? Wie können CO2 und Energie gespart werden? Diesen Themen widmete sich Frank Puscher in einem Roundtable mit Ann-Christin Lehmann und Philipp von Hilgers. Die Experten setzten auf gezielte Werbung statt auf Schrotflinte. Die Ergebnisse der Diskussion mit CO2-Fußabdruck der LichtBlick Kampagne sind hier zu finden:

CO2e-Fußabdruck-Label

Die Messung der gesamten Treibhausgasemissionen eines Produktes von Anfang bis Ende wird in Kohlendioxidäquivalenten (CO2e) gemessen. Im B2B-Bereich wird meist Cradel-to-Gate verwendet. Sie misst sämtliche Treibhausgasemissionen von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung bis zum Werkstor. Im B2C-Bereich wird Cradel-to-Grave verwendet. Hier kommt zusätzlich die Lieferung und Verwendung einschließlich der Entsorgung hinzu.

Doch wie nun Produkte hinsichtlich ihres CO2e-Fußabdrucks bewerten? Für Verbraucher bieten Labels eine große Hilfe. So zeigt die „Product Carbon Footprint Labelling: Konsumentenstudie 2020“, dass zwei Drittel der Konsumenten dies für eine gute Idee halten.

Fazit

Mit Klimaschutz und CO2-Reduzierung können sich Unternehmen positiv von ihrer Konkurrenz abheben. Ein Kreislauf, der sich für Unternehmen und Umwelt lohnt. Doch wie anfangen und wo beginnen? Wie die Mitarbeiter motivieren mitzuwirken? Hier finden Sie Lösungsanbieter, die Sie dabei unterstützen.

 

Quelle:

(1) Europäische Kommission: Europäischer Green Deal
https://commission.europa.eu/strategy-and-policy/priorities-2019-2024/european-green-deal_de

(2) McKinsey & Company: Studie: Das Rennen um grüne Alltagsprodukte hat begonnen. - Pressemeldung vom 21.11.2022
https://www.mckinsey.de/news/presse/2022-11-21-green-products

(3) McKinsey & Company: Making everyday products greener. - von Thomas Weskamp und Christof Witte. 13.01.2023
https://www.mckinsey.de/industries/chemicals/our-insights/making-everyday-products-greener

(4) Carbon Trust: Produkt Carbon Footprint Label. 17.1.23
https://www.carbontrust.com/de/was-wir-machen/zertifizierung-und-assurance/product-carbon-footprint-label

 

 

 

 

 

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Über Gabriele Braun

Gabriele Braun ist Geschäftsführerin des Dienstleisterverzeichnisses marketing-BÖRSE GmbH. Seit über 25 Jahren ist sie als IT-Expertin aktiv.